Donnerstag, 26. Mai 2016

Der Ekel 2.0

Ich hasse das Internet. Wäre es ein Schiff, ich wollte es versenken. Wäre es eine Scheune, ich wollte sie anzünden.

Ich hasse mich, dafür, dass ich das Internet nur hasse, weil ich meinen Umgang darin nicht kontrollieren kann. Weil ich mir wertvolle Zeit zum Schreiben stehle, indem ich wahllos und geistlos in seinen digitalen Sphären vegetiere. Ich verschwende meine Stunden für den Konsum von Bilderlisten, Pornografie und belanglosen Nachrichtenstorys, dem Lesen von narzisstischen Kommentaren zu wahllosen Themen und willkürlichen Videos zu unterentwickelten Filmen. Immer wieder verschlägt es mich dabei auf die gleichen, wenigen Websites und Portale, und deren ekelhaft grellen Oberflächen. Doch das Internet kann nichts dafür, es ist nicht schuld, dass ich es nutze wie ein unkultivierter Analphabet, der sich das Hinterteil mit einem Gutschein abwischt.

Die Freiheit des Internets überfordert mich, so wie mich jede Form von Freiheit überfordert, die ich nicht möchte, deren Ausmaße mich irritieren und bloßstellen, wie einen gewohnheitsverhärteten Gasthausbesucher, der auf einer endlosen Speisekarte immer nur dasselbe bestellen wird. Wenn ich ein Opfer meiner Natur bin, dann deshalb, weil mir die Opferrolle so unendlich leicht fällt. 

Das Internet ist nichts für Menschen wie mich, es soll seine ekelhafte Freiheit abschaffen und sich rar machen. Ich wollte, hätte ich nur einen Wunsch frei, eine exakt definierte, allgemeine Limitierung: Zwei Stunden Internet am Tag, nicht mehr. Zwei Stunden, in denen alles erledigt werden müsste, in denen ich mich darauf beschränkte, zu filtern, was wichtig wäre und was wichtig sein müsste. Zwei Stunden, in denen jeder Klick gezählt wird und nach einer exakt definierten Anzahl an Links Schluss wäre. In denen das Anklicken von kalkulierten Scheinskandalen und belanglosen Bestenlisten nicht mehr kostenfrei wäre. In denen ich entscheiden müsste, ob ich für digitalen Dünnschiss auch wirklich zahlen wollte. In denen ich gezwungen wäre, meinen Surfverkehr endlich von Grund auf zu überdenken und mir ernste Gedanken über mein Netzverhalten zu machen; Gedanken, die ohne Grenzen obsolet sind, weil jeder Gedanke ohne Grenzen obsolet ist.

Ich weiß, wie unmöglich die Erfüllung dieses weltumfassenden Wunschtraumes klingt. Sie könnte einzig und allein aus mir selbst kommen, doch dafür müsste ich aufhören zu wünschen und zu fordern und mich zu ekeln; und stattdessen einfach nur handeln. Selbständig handeln anstatt zu hassen, eigenmächtig tun anstatt zu wollen. Offline bleiben, statt ins Netz zu gehen. So einfach. So unmöglich.    

Dienstag, 24. Mai 2016

Montag, 23. Mai 2016

Relationen (I)

Auf einen, der es geschafft hat, folgen tausend, die geschafft sind.