Freitag, 5. Januar 2018

Diät

Manchmal überfordert mich bereits der Einkauf. Nicht selten verlasse ich den viel zu großen, viel zu vielfältigen Supermarkt mit ein, zwei oder gar keinem Produkt, weil ich wieder einmal nicht sagen kann, worauf ich überhaupt Lust oder gar Hunger gehabt hätte. Es ist die Auswahl, die mich dabei plagt, die Unmengen an Produktvarianten, die sich im tiefkühlkalten Wettbewerb messen, die dutzenden Brotlaibe und Kornwecken, die europäische Wurstunion, das unnötig breite Sortiment an kaum zu unterscheidenden Joghurt-, Milch- und Käsesorten. Es ist immer zu viel, nicht zu wenig, die Regale sind zu lang und zu zahlreich, meine Augen kommen dem Bauch nicht hinterher und bis ich am Ende weiß, wonach ich greifen soll, ist der Hunger meist schon vergangen.

Sie liegt mir einfach nicht, die Konvention der Vorausplanung, der hamsternde Vorratkauf, der immer voran blickt, weit voraus, am nächsten Tag vorbei, wo ich nichts sehe, nicht einmal Hunger. Vorausplanen kann ich nur im Schreiben, und selbst da nur soweit, wie es der Gedanke zulässt, der mich lenkt, motiviert und überrascht. Nie aber überraschen mich die Supermärkte, sie füttern nur mein Zaudern und Überdenken. Der Kühlschrank in meiner Wohnung ist stets halbleer, nicht halbvoll – die Außenmaße sind ihm klar zu weit, und meine überzeugungsbefreite, unsichere Entscheidungsfindung ist keine Hilfe für sein Ansehen.  

Es liegen weder Witz noch Ironie in der Erkenntnis: Es sind meine Zweifel, die mich schlank halten.