Manchmal überfordert mich bereits der Einkauf. Nicht selten
verlasse ich den viel zu großen, viel zu vielfältigen Supermarkt mit ein, zwei
oder gar keinem Produkt, weil ich wieder einmal nicht sagen kann, worauf ich
überhaupt Lust oder gar Hunger gehabt hätte. Es ist die Auswahl, die mich dabei
plagt, die Unmengen an Produktvarianten, die sich im tiefkühlkalten Wettbewerb
messen, die dutzenden Brotlaibe und Kornwecken, die europäische Wurstunion, das
unnötig breite Sortiment an kaum zu unterscheidenden Joghurt-, Milch- und
Käsesorten. Es ist immer zu viel, nicht zu wenig, die Regale sind zu lang und
zu zahlreich, meine Augen kommen dem Bauch nicht hinterher und bis ich am Ende
weiß, wonach ich greifen soll, ist der Hunger meist schon vergangen.
Sie liegt mir einfach nicht, die Konvention der
Vorausplanung, der hamsternde Vorratkauf, der immer voran blickt, weit voraus, am
nächsten Tag vorbei, wo ich nichts sehe, nicht einmal Hunger. Vorausplanen kann
ich nur im Schreiben, und selbst da nur soweit, wie es der Gedanke zulässt, der
mich lenkt, motiviert und überrascht. Nie aber überraschen mich die
Supermärkte, sie füttern nur mein Zaudern und Überdenken. Der Kühlschrank in
meiner Wohnung ist stets halbleer, nicht halbvoll – die Außenmaße sind ihm klar zu
weit, und meine überzeugungsbefreite, unsichere Entscheidungsfindung ist keine
Hilfe für sein Ansehen.
Es liegen weder Witz noch Ironie in der Erkenntnis: Es sind
meine Zweifel, die mich schlank halten.