Es gab eine Zeit, da habe ich Buster Yanzell übersetzt; die
meisten seiner Schriften sind unerheblich bis kindisch, doch seine Ansichten
und Beiträge zur Realität-Traum-Verengung sind nach wie vor aktuell. Yanzells Zugang ist erfrischend: Es ging ihm nicht um Freudsche Deutungen, nicht um Analyse, Symbolik, Auswertung, sondern rein um die Tendenzen der Traumdramaturgie; um die Frage, was ihre Erzählung auszeichnet, absondert, kurz: sie bestimmt.
Yanzells „The Theory of How to Not living the Dream“,
in meiner Übersetzung als „Warum ich weiß, dass ich keinen Traum
lebe“ erschienen, verhandelt äußerst prägnant, was die Realität vom
Traumerleben unterscheidet. „Im Traum bin ich immer involviert“, schreibt
Yanzell (nach meiner Fassung), „ein
Umstand, den die Realität nicht zulässt. Höre ich in der Stadt Polizeisirenen,
gehen sie vorüber – im Traum aber sind sie mit mir verbunden, sind die Bullen entweder hinter mir her, überfahren mich oder zwingen mich zu irgendeiner
Handlung, einer Reaktion (ausweichen, einsteigen, verstecken, …). Die
Involvierung ist somit der erste Unterschied. Der zweite ist die Frequenz der
Ereignisse. Wiederholung, Trägheit, Leerlauf lässt kein Traum zu. Im Traum passiert mir immer etwas
(Unerwartetes). Im Leben? Wiederholung auf Wiederholung. Ich wünschte, es würde endlich einmal etwas passieren – ein sicherer,
vielleicht der sicherste Gedanke, um zu wissen, sich nicht im Traum zu befinden. Wer
auf Spannung hofft, der kann nicht träumen. Im Traum aber gibt es keinen
Leerlauf, keine Wartezeit, stattdessen Ereignis auf Ereignis, Involvierung auf
Involvierung. Die Ausnahme wird im Traum zur Regel. Immer passiert die
Ausnahme, immer passiert, was normalerweise nicht
passiert, weil es nicht passieren darf.“
Yanzell weiter: „Beispiel:
Ich bin wach – ich fahre mit dem Taxi von A nach B: ich komme bei B an, ich zahle
und steige aus. Ich träume – ich fahre mit dem Taxt von A nach B: ich erkenne kurz vor B, dass ich kein Geld eingesteckt habe, ich werde ängstlich,
panisch, verzweifelt, komme bei B an, werde gezwungen, mich meiner Angst zu
stellen, und muss die Konsequenz annehmen, sie durchspielen (…).“
Hier ist meine Übersetzung plötzlich fehlerhaft und unvollständig … Es
wirkt, als hätte ich ein Detail übersehen, als fehlte mir ein Absatz, fast so, als
hätte Yanzell selbst einen unerwarteten Sprung gemacht, an den ich mich nicht mehr erinnern kann. Von der Straße tönen plötzlich Polizeisirenen. Im nächsten Moment klopft es an meiner Tür.
„Kommen Sie raus, Buster!“, brüllt eine Stimme. Ich springe panisch auf und
fliehe über die Feuerleiter, renne zur Straße und halte das nächste Taxi an, sage dem Fahrer, er solle aufs Gas treten und mich wegfahren, egal wohin, und erst während
der Fahrt erkenne ich, dass ich kein Geld eingesteckt habe …