Montag, 5. September 2016

Schwarze Spielkegel

Ich spaziere ziellos an der Uferpromenade der Stadt entlang, erspähe einen ausgewachsenen Schwans im Wasser und denke: der dunkle Bereich von Schnabel bis Auge sieht aus wie ein Spielkegel, ein überdimensionaler, schwarzer Spielkegel, entwendet von einem überdimensionalen Spielbrett einer angebrochenen Halmapartie, die seither und bis in alle Zeit auf ihre Fortführung warten muss. Einmal gedacht, ist mein Gedanke nicht mehr auszulöschen; er ist unumkehrbar mit der Welt (meiner Welt) vernetzt; und jedes Mal, wenn ich fortan einen Schwan sehe, muss ich ebenso den gestohlenen Spielkegel sehen, der sich mitten im Gesicht des ahnungslosen, gefiederten Schönlings versteckt.

Mit jedem neuen Gedanken wächst die weltliche Anschauung, die allein in meinem Inneren existiert – und doch nur existiert dank ihren äußeren Impulsen, dank des ziellosen Ausgangs, dank den Schwänen an der städtischen Uferpromenade. Mein unwiderruflicher, unendlich persönlicher (sprich: sinnloser) Gedanke, ausgelöst durch die Ausgangsstunde zwischen Internet und Dienst: Er ist der seltene Moment des beglückenden Austauschs zwischen mir und der Welt, eine meiner seltenen persönlichen Errungenschaften im Verkehr mit dem Außen, der mir das so seltene Gefühl verleiht, einfach da zu sein. Aus mir und in die Welt zu gehen.

Das allein ist es, was mich jeden Tag dazu bewegt, weiterzugehen. Ich möchte keinen Grund, keine schriftliche Sinnverpflichtung, möchte keine Rechtfertigung ablegen gegenüber meinen Tagen; ich möchte einfach nur große, schwarze Spielkegel in Schwänen verstecken.