Freitag, 18. November 2016

Erinnerung eines grauen Tages

„Wenn man nackt mit Lichtgeschwindigkeit um einen Baum rennt, kann es durchaus sein, dass man sich selbst fickt.“

Diese Worte lese ich auf einem folierten A4-Blatt, das in der Fensterscheibe eines fragwürdigen Cafés aushängt. Weiße Schrift auf grobflächiger Druckerschwärze, daneben das bekannte Porträtfoto Albert Einsteins, und unter diesem Satz noch ein Kommentar, der nahelegt, die Wahl einer bestimmten politischen Partei führe zu selbigem Ergebnis. Es ist ein kalter, unwirtlicher, durch und durch schlaffer Tag, die Stadt probiert unentschlossen Grautöne durch, ich flaniere die breite, dreckige, laute Straße hinunter und nichts scheint es wert, meine Aufmerksamkeit zu erhalten, außer diese dämliche, infantile Anti-Erkenntnis, die aus der austauschbaren Umgebung heraussticht und ein seltsam bedeutsames Detail bildet, das sich in mir widerhakt.

Es ist idiotisch, es ist sinnlos, es ist tief in meinem Kopf, wie eine unvergessliche Gedichtzeile, die nichts aussagt und doch alles bedeuten kann. Ich habe nichts vorzuweisen an diesem grauen Tag, außer der festhaltenden Erinnerung an dieses Bild, an die infantil dämliche, relativ poetische Verknüpfung der Selbstkopulierung mit den Lehren Einsteins.