Bond passiert immer alles. Immer im Auftrag seiner Majestät, immer auf der Jagd nach koketten Kriminalgesichtern, immer mitten
in der globalen Weltenrettung, und immer gelenkt vom unreflektierten Selbstverständnis der Situation, von dieser absoluten, fraglosen Traum- und Pornomentalität. Er ist der sichtbare, der immer präsente. Über ihn weiß ich alles: Wie
er seinen Martini genießt, wie er seine Frauen verführt, wie er seine Gegner
tötet.
Der andere, unsichtbare, hat mit dem sichtbaren nur wenig gemein. Er macht sich zwar
auch einen Martini, wenn er nach der Weltenrettung zurück ins kahle
Appartement kommt, in dem sich immer noch die Umzugskisten stapeln – aber er genießt
ihn nicht. Er verbringt zwar auch jede Nacht mit einer austauschbaren,
unglücklichen Frau – aber er verführt sie nicht. Und noch während er auf ihr
liegt, denkt er an die vielen anonymen Gegner, die er zuvor getötet hat, und
obwohl er weiß, wie notwendig es war und wie sehr sie alle den Tod verdient haben, da
verfolgen sie ihn dennoch, die abrupten Schreie der ungezählten Handlanger. Und
dann, später, wenn er wieder alleine im Bett liegt und dem bedrohlichen Ticken der Uhrzeiger
lauscht, da fragt er sich erneut, warum er immer noch niemanden hat, den er
anrufen möchte, und warum sie ihm immer noch nicht erteilt wurde, die Lizenz zum Leben.
Niemals aber trifft der andere auf den Agenten mit der
Doppelnull, auf den nonchalanten Traumtänzer und Riesentöter, der die Gedanken des
anderen nicht teilt, weil er keine Zeit für sie hat. Der andere existiert nur
in jener kurzen Phase zwischen Verfolgungsjagd und Casino, zwischen Schleichmission und
Kreuzlegung, in der leeren Zeit zwischen zwei megalomanen Schurkenplänen. Er
ist nicht der Agent ohne Eigenschaften, er ist die Eigenschaft ohne Agent. Er
muss die leere Zeit füllen, die ihm der Doppelnull-Smoking überträgt, die
Wartezeit, die in keiner rasanten Geschichte Platz findet, die inneren Qualen, die unsichtbaren
Zweifel und den elendigen Hass, gegen sich selbst und gegen den Weltenretter,
der nie zögert und alles kann, solange er niemals anfängt, darüber nachzudenken.
Ich weiß nicht, wer von beiden auf den anderen verzichten
könnte.