Ich weiß, dass ich
nichts weiß – ist vielleicht wahr und ganz sicher schlecht übersetzt. Denn, soviel lässt sich heute sagen, die
gedanklichen Ausführungen des Sokrates schließen nicht auf eine manifestierte
Absolutheit seines Nichtwissens, sondern auf das schlichte Bewusstsein, keine
zweifellose Weisheit zu besitzen. Sokrates hatte mit dem Ausspruch wohl nicht gemeint, nichts zu
wissen, sondern eher, nichts genau zu
wissen.
Der Vorschlag für eine bessere, eine genauere Übersetzung wäre somit: Ich weiß, ich weiß nichts. Nicht nur erspart sie mir dieses hässliche, verwirrte Entlein unter den Bindewörtern, es füllt die
Aussage zudem mit nachhaltiger Ambivalenz, da sie eine doppelte Lesart
zulässt; und damit dem ursprünglichen Gedankengang des Sokrates um einiges präziser entspricht als die bisherige Version.
Zumindest möchte ich das glauben. Ich möchte glauben,
Sokrates hatte, nachdem er wusste, nichts genau zu wissen, auch noch daran
gezweifelt.