Unten, im Kämmerchen, da sitzen sie, neben der
Garderobe im Untergeschoss des Fürstenpalais. Sie sitzen im Kämmerchen und
warten, bis sie gerufen werden, bis der unheilvolle Funkspruch kommt, der sie blechern „Reinigung“
nennt, es klingt, als würde man den Kellner mit „Gasthaus“ rufen. Sie warten
tags, sie warten nachts, sie arbeiten lange und oft noch etwas länger. Wann
immer ich an ihnen vorbeigehe, bieten sie mir Kaffee an, ich setze mich in der Pause zu
ihnen und staune wieder und wieder über diese Güte, das herzliche Temperament, das immerzu auf Teilen aus ist. Fast werden sie
beleidigt, wenn ich mal nach einer Zigarette frage, anstatt mir einfach eine zu
nehmen.
Ihr kleines Kämmerchen ist ein Refugium, ein quadratisches
Betonzelt, das vor der sozialen Kälte über ihnen schützt, eine isolierte Oase der Ruhe,
die nach Kaffeeweißer und Scheuermilch riecht. Wann immer ich an ihnen vorbeigehe,
steht ihre Tür weit offen, denn wer nichts hat, hat auch nichts zu
verstecken. Ihr Besitz liegt nicht in Taschen oder auf Banken, er liegt in ihren
Gesichtern, in ihrem Akzent, in ihren Grimassen. Sie grinsen innerlich über Longdrinks
und Lachskanapees der hohen Gäste im Prunksaal über ihnen. Sie grinsen, weil Humor ihre Waffe ist, die sich selbst auflädt, und sind sie einmal ernsthaft verstimmt, verstecken sie ihre schlechte
Laune hinter einer inszenierten, noch viel schlechteren, die ihre
eigentliche Laune gleich viel erträglicher erscheinen lässt.